Aktien - Diese Kennzahlen sollten Sie kennen
- Depot-Detektiv
- Aug 4, 2021
- 5 min read
Updated: Sep 21, 2022
Die Entscheidung, ob wir eine Aktie kaufen oder nicht, wird insbesondere von Anfängern oft subjektiv getroffen - ein Unternehmen, das uns persönlich gefällt, ein scheinbar billiger Preis oder ein Artikel, der hohe Gewinne mit dieser Aktie verspricht. Doch all diese Dinge vernachlässigen wichtige Kennzahlen und können nur begrenzt Aufschluss über den wirklichen Wert einer Aktie bzw. die wirtschaftliche Situation eines Unternehmens geben und uns ggf. sogar fehlleiten. Deshalb sollten Sie sich mit einigen Kennzahlen vertraut machen, um eine Aktie bzw. ein Unternehmen noch besser bewerten zu können.

1. Aktienbezogene Kennzahlen
Aktienkurs
Der Aktienkurs zeigt den aktuellen Preis, zu welchem ein Unternehmensanteil gehandelt wird. Er wird von Angebot und Nachfrage bestimmt. Wenn mehr Menschen eine Aktie kaufen als verkaufen wollen, steigt der Kurs. Übersteigt hingegen das Angebot die Nachfrage, wenn mehr Menschen eine Aktie verkaufen als kaufen wollen, sinkt der Kurs. Außerdem geben Unternehmen eine unterschiedliche Anzahl an Aktien aus, was ebenfalls Einfluss auf den Aktienkurs nimmt. Je mehr Aktien ausgegeben werden, desto niedriger kann der Preis sein. Ein niedriger Preis verleitet Anleger häufig zu der Annahme, dass es sich automatisch um eine günstige Aktie handelt, was aber nicht automatisch der Fall ist. Um eine Aktie realistisch bewerten zu können, müssen also weitere Kennzahlen betrachtet werden.
Marktkapitalisierung (market cap)
Eine wichtige Kennzahl, die Anleger beachten sollten, ist die sogenannte Marktkapitalisierung. Sie zeigt den Wert der handelbaren Unternehmensanteile an. Die Marktkapitalisierung wird ermittelt, indem der Aktienkurs mit der Anzahl ausgegebener Aktien multipliziert wird. Das ergibt den rechnerischen Gesamtwert der Aktien, die sich im Umlauf befinden und dient damit als Indikator für den Börsenwert eines Unternehmens. Entsprechend des Marktwerts werden Unternehmen in Pennystocks, Micro Caps, Small Caps, Mid Caps, Large Caps und Blue Chips unterteilt. Da die Anzahl ausgegebener Aktien in der Regel über einen längeren Zeitraum gleich bleibt, entscheidet vor allem der Aktienkurs über eine steigende oder sinkende Marktkapitalisierung.
Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)
Das Kurs-Gewinn-Verhältnis ist eine fundamentale Kennzahl, die eine große Beachtung bei der Fundamentalanalyse findet. Das KGV zeigt das Verhältnis vom Aktienkurs zum Gewinn je Aktie. Damit gibt das KGV Aufschluss darüber, in wie vielen Jahren der kumulierte Gewinn eines Unternehmens den Kurswert einer Aktie erwirtschaftet und demnach, ob eine Aktie günstig oder zu hoch bewertet ist.
Rechnerisch wird das KGV durch das Dividieren von Aktienkurs durch den Gewinn je Aktie ermittelt. Der Gewinn je Aktie wird wiederum berechnet, indem der Gesamtgewinn nach
Steuern durch die Anzahl ausgegebener Aktien dividiert wird.
Beispiel:
5.000.000,00 € (Gesamtgewinn) / 500.000 (Anzahl Aktien) = 10 (Gewinn je Aktie)
70,00 € (Aktienkurs) / 10 (Gewinn je Aktie) = 7 (KGV)
Wann ein KGV zu hoch ist, darüber scheiden sich die Geister. Grundsätzlich gilt, je niedriger das KGV, desto günstiger ist die Aktie bewertet. Je höher das KGV hingegen ausfällt, umso teurer ist die Aktie. Allerdings ist dies nur eine Momentaufnahme. In der Realität bleiben Aktienkurs und der Gewinn nicht statisch. Außerdem gibt es äußere Faktoren, die Einfluss auf das KGV haben wie beispielsweise ein Hype, eine Blasenbildung, ein außerordentlich schnelles Wachstum, aber auch fehlendes Vertrauen oder eine Rezession. Beim Investieren in Aktien ist zudem häufig nicht nur die Gegenwart, sondern vor allem auch die Zukunft eingepreist. Ein Unternehmen, das beispielsweise einen Zukunftstrend aufgreift oder sehr innovative Lösungen anbietet, aber noch am Anfang steht und kaum Gewinne ausweist, kann für Anleger dennoch interessant sein und zum Investieren veranlassen. Dadurch steigt der Aktienkurs bei niedrigen Gewinnen, was ein hohes KGV zur Folge hat. Eine solche Aktie kann also durchaus Potential haben, birgt gleichermaßen aber auch ein höheres Risiko.
Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV)
Das Kurs-Umsatz-Verhältnis ähnelt dem Kurs-Gewinn-Verhältnis, nur wird hier statt dem Gewinn der Umsatz ins Verhältnis zum Aktienkurs gesetzt (KUV = Aktienkurs / Umsatz je Aktie). Da die Umsätze in verschiedenen Branchen jedoch stark variieren können, ist diese Kennzahl bei einem branchenübergreifenden Vergleich weniger aussagekräftig als das KGV.
Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV)
Eine weitere wichtige Kennzahl ist das Kurs-Buchwert-Verhältnis, welches das Verhältnis von aktuellem Aktienkurs zum Buchwert eines Unternehmens angibt. Der Buchwert beschreibt das Eigenkapital abzüglich der Verbindlichkeiten eines Unternehmens.
Für die Berechnung des KBV wird die Marktkapitalisierung durch den Buchwert/das Eigenkapital dividiert. Die Marktkapitalisierung geht wiederum aus der Multiplikation von ausgegebenen Aktien mit dem Aktienkurs hervor.
Beispiel:
100,00 € (Aktienkurs) x 1.000.000 (ausgegebene Aktien) = 100.000.000,00 € (market cap)
100.000.000,00 € (market cap) / 50.000.000,00 € (Buchwert) = 2 (KBV)
Damit erhält ein Anleger pro investiertem Euro 2,00 € am Wert des Unternehmens.
Grundsätzlich möchte man als Anleger natürlich einen möglichst hohen Anteil am Unternehmen, weshalb das KBV über 1 liegen sollte, damit man pro investiertem Euro zumindest den gleichen Unternehmenswert erhält. Ein KBV unter 1 könnte im positiven Fall auf ein noch unterbewertetes Unternehmen hindeuten oder aber auch auf Probleme, die sich bereits im Aktienkurs widerspiegeln.
Dividendenrendite
Für Anleger, die insbesondere auf der Suche nach lukrativen Dividendentiteln sind, ist die Kennzahl der Dividendenrendite von Bedeutung, da sie die Ausschüttung pro investiertem Euro zeigt (Dividendenrendite = Dividende / Aktienkurs). Je höher sie ausfällt, desto mehr prozentuale Dividende erhält ein Anleger.
2. Unternehmensspezifische Kennzahlen
Umsatz
Der Umsatz eines Unternehmens spielt bei der Bewertung eher eine untergeordnete Rolle, da er lediglich Aufschluss über die Einnahmen gibt, aber nicht zeigt, ob ein Unternehmen profitabel wirtschaftet. So können hohe Kosten trotz gutem Umsatz zu einem Verlust führen. Dennoch kann das Umsatzwachstum gerade bei jungen, aufstrebenden Unternehmen durchaus ein Indikator für die zukünftige Entwicklung sein.
Gewinn
Wenn es sich nicht gerade um ein Unternehmen in der Wachstumsphase handelt, sollte das Augenmerk mehr auf den Gewinn als auf den Umsatz gerichtet werden. Dabei unterscheidet man zwischen dem EBITDA, also dem Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Gewinn = Umsatz - Kosten) und dem Jahresüberschuss, bei dem bereits Steuern, Zinsen und Abschreibungen abgezogen wurden (Jahresüberschuss = Umsatz - Kosten - Abschreibungen - Steuern - Zinsen).
Das EBITDA gibt dabei Aufschluss über die Profitabilität des Kerngeschäfts, wohingegen der Jahresüberschuss der Teil ist, der für Aktionäre von den Einnahmen übrig bleibt.
Gewinnwachstum
Das vergangene Gewinnwachstum gibt an, um wie viel die Gewinne in einem bestimmten Zeitraum gestiegen sind. Das prognostizierte Gewinnwachstum schätzt das zukünftige Gewinnwachstum. Beide sind für Anleger wichtige Kennzahlen, da Sie Aufschluss über die Entwicklung des Unternehmens geben und höhere Gewinnerwartungen tendenziell positiven Einfluss auf Aktienkurse nehmen.
Eigenkapitalrendite
Die Eigenkapitalrendite zeigt das Verhältnis von Gewinn zum eingesetzten Kapital der Aktionäre. Ziel ist es herauszufinden, wie rentabel Letzteres eingesetzt wurde. Berechnet wird die Eigenkapitalrendite, indem der Gewinn durch das Eigenkapital geteilt wird (Eigenkapitalrendite = Gewinn / Eigenkapital).
Eigenkapitalquote & Verschuldungsgrad
Die Eigenkapitalquote und der Verschuldungsgrad sind für Anleger im Hinblick auf Sicherheit wichtig, da sie Auskunft über die finanzielle Stabilität und Kreditwürdigkeit eines Unternehmens geben. Die Eigenkapitalquote setzt das Eigenkapital mit der Bilanzsumme ins Verhältnis (Eigenkapitalquote = Eigenkapital / Bilanzsumme). Je höher sie ausfällt, desto stabiler kann ein Unternehmen eingeschätzt werden. Der Verschuldungsgrad zeigt hingegen das Verhältnis von Eigen- zu Fremdkapital (Verschuldungsgrad = Fremdkapital / Eigenkapital). Je höher der Verschuldungsgrad, desto krisenanfälliger ist ein Unternehmen und desto riskanter ist die Investition. Allerdings sind Kredite - insbesondere in Zeiten von niedrigen Zinsen - für Unternehmen durchaus interessant, weshalb eine 100-prozentige Eigenkapitalquote selten erreicht wird.
Zinsdeckungsgrad
Um den Zinsdeckungsgrad zu ermitteln, wird der Gewinn zu den anfallenden Zinsen für Fremdkapital ins Verhältnis gesetzt (Zinsdeckungsgrad = EBITDA / Zinsaufwand). Er gibt an, ob und inwieweit Unternehmen in der Lage sind, Zinsen für Fremdkapital zurückzuzahlen. Dieser sollte nicht unter 1 liegen, da dies auf Zahlungsprobleme hindeuten kann (Gewinn kleiner als zu zahlende Zinsen).
Fazit
Die Fundamentalanalyse von Aktien über verschiedene Kennzahlen kann ein hilfreiches Mittel sein, um den Wert einer Aktie einschätzen zu können und ist neben der Chartanalyse für professionelle Anleger ein wichtiges Instrument. Auch Einsteiger sollten sich mit einigen Kennzahlen vertraut machen, um einen realistischen Eindruck von der Bewertung einer Aktie erhalten zu können. Dennoch zieht diese Analyse nur finanzielle Aspekte in Betracht und berücksichtigt keine Trends, Innovationen oder Markttendenzen und ist daher nur ein Baustein im Gesamtbild. Denn selbst wenn einige Kennzahlen auf den ersten Blick unattraktiv erscheinen, kann ein junges, schnell wachsendes Unternehmen, welches aber noch keine Gewinne verbucht, dennoch eine Kaufüberlegung wert sein, wenn es ausreichend Zukunftspotential bietet.
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