Technische Analyse vs. Fundamentalanalyse
- Depot-Detektiv
- Aug 20, 2022
- 4 min read
Updated: Dec 30, 2022
Wer erfolgreich in Aktien, Kryptowährungen etc. investieren will, sollte sich vorab mit der Technischen wie auch der Fundamentalanalyse auseinandersetzen. Beide dienen dazu, Prognosen über zukünftige Preisentwicklungen abzugeben und können so helfen, bessere Investitionsentscheidungen zu treffen. Doch was zeichnet beide Analyseformen aus und worin bestehen die Unterschiede?

Technische Analyse
Chartbild
Die Technische Analyse betrachtet im Grundsatz das Chartbild, meist unter Darstellung von Candlesticks über einen bestimmten Zeitraum. Aus diesem können entsprechende Analysen von Trends, Linien, Bewegungen und Kursmustern vorgenommen werden, die wiederum Aufschluss über das Verhalten von Investoren geben und so auf künftige Bewegungen hinweisen können. Für Trader ergeben sich aus den einzelnen Indikatoren, Möglichkeiten long (auf steigende Kurse setzen) oder short (auf fallende Kurse zu setzen) zu gehen. Langfristigen Investoren können sie hingegen helfen, zu entscheiden, ob eine Investition zum aktuellen Zeitpunkt sinnvoll ist.
Trendanalyse
Bei der Trendanalyse stellt sich zunächst die Frage, ob sich der Kurs in einem Auf- oder Abwärtstrend befindet und dementsprechend, ob es sich um einen Bullen- oder Bärenmarkt handelt. Trendlinien helfen dabei, herauszufinden, ob es sich um eine eher bullische oder bärische Marktstruktur handelt. So zeigt zum Beispiel der 200-Tage Moving Average den durchschnittlichen Preis der letzten 200 Tage. Längerfristige Trends können zudem anhand des Gesamt-, Jahres- oder Monatschart abgelesen werden. Für kurzfristige Trends werden hingegen Wochen-, Tages- oder Stundencharts genutzt. Aufgrund der unterschiedlichen Zeithorizonte ist es aber durchaus möglich, dass verschiedene Trends ineinander eingebettet sind. So kann beispielsweise ein Aufwärtstrend auf Wochensicht einen Abwärtstrend auf dem Tageschart aufzeigen.
Widerstands- und Unterstützungslinien
Des Weiteren spielen bei der Technischen Analyse Widerstands- und Unterstützungslinien eine große Rolle. Eine Widerstandslinie ist die waagerechte Linie über dem aktuellen Kurs, die ein Hindernis für einen Ausbruch nach oben darstellt. Schafft es der Kurs diese Linie zu durchbrechen, ist dies in der Regel ein Kaufsignal. Eine Unterstützungslinie ist hingegen eine waagerechte Linie unter dem aktuellen Kurs, die den Kurs an einem Ausbruch nach unten hindert. Wird diese Linie nach unten durchbrochen, handelt es sich eher um ein Verkaufssignal. Die Linien ergeben sich meist aus vergangenen Preisniveaus, die der Kurs immer wieder angetestet hat.
Chartmuster
Einen weiteren Indikator für künftige Preisbewegungen stellen Chartmuster oder Chartpattern dar. Dabei bildet der Kurs über einen gewissen Zeitraum eine bestimmte Formation aus, aus der sich eine bullische oder bärische Tendenz ableiten lässt. Das Ausbrechen des Kurses aus dem jeweiligen Chartmuster kann deshalb ein Kauf- oder Verkaufssignal darstellen. Grundsätzlich werden Chartmuster in drei Kategorien unterteilt. Zum einen die Umkehrmuster (Reversal Pattern), die auf eine Trendwende hindeuten, zum anderen die Fortsetzungsmuster (Continuation Pattern), die Hinweis auf eine Fortsetzung des allgemeinen Trends geben. Die Bilateralen Muster können hingegen in beide Richtungen ausbrechen, geben also eher das allgemeine Zeichen, dass ein Ausbruch bevorsteht.
Fibonacci Ratios
Ein Indikator auf den insbesondere erfahrene Trader zurückgreifen, sind die sogenannten Fibonacci Ratios. Bei der Fibonacci-Folge handelt es sich um eine unendliche Zahlenreihe, bei der sich die jeweils folgende Zahl aus der Addition der beiden vorherigen Zahlen ergibt (0, 1, 1, 2, 3, 5, ...). Die Fibonacci-Folge findet vorwiegend im naturwissenschaftlichen Bereich Anwendung, wird aber ebenfalls im Trading eingesetzt, um Kursverläufe zu prognostizieren. Statt der Zahlenfolge werden hier jedoch die Verhältniszahlen 0,618, 0,382, 0,236 genutzt, um beispielsweise Retracements, also Kurskorrekturen an bestimmten Widerständen vorherzusagen. Verblüffenderweise orientiert sich der Kurs tatsächlich in den meisten Fällen an den Fibonacci Ratios, weshalb es sogar möglich ist, eine Trading Strategie allein auf diesen Verhältniszahlen aufzubauen.
Fundamentalanalyse
Im Gegensatz zur technischen Analyse, die sich auf das Chartbild konzentriert, werden bei der Fundamentalanalyse hauptsächlich die fundamentalen Unternehmensdaten analysiert, um Trends zu prognostizieren. Darüber hinaus spielen hier aber auch die Makroökonomie sowie die Branchenanalyse eine Rolle, um ein Gesamtbild der Marktstruktur zu erhalten.
Unternehmensanalyse
Im Mittelpunkt der Fundamentalanalyse steht die Unternehmensanalyse. Dabei werden die grundlegenden betriebswirtschaftlichen Werte eines Unternehmens betrachtet, die Aufschluss darüber geben, ob ein Kurs über- oder unterbewertet ist. Hier spielen insbesondere der Umsatz sowie der Gewinn eine Rolle. Dieser sollte selbstverständlich positiv ausfallen und ein Wachstum verzeichnen. Durch bestimmte Kennzahlen werden die betriebswirtschaftlichen Kerndaten dann ins Verhältnis zum Kurs gesetzt. So zeigt beispielsweise das KGV das Verhältnis vom Aktienkurs zum Gewinn je Aktie und das KUV das Verhältnis vom Kurs zum Umsatz je Aktie. Bei Kryptowährungen können diese Kennzahlen nicht gleichermaßen angewendet werden, da sich die Projekte in der Struktur von herkömmlichen Unternehmen unterscheiden. Die größte Bedeutung hat hier die Marktkapitalisierung, die den Gesamtwert aller im Umlauf befindlichen Coins einer Kryptowährung aufzeigt.
Branchenanalyse
Die weiterführende Fundamentalanalyse beinhaltet die Analyse der gesamten Branche. Hier wird zunächst die wirtschaftliche Situation der Branche analysiert. Insbesondere die Branchenrentabilität und das Branchenwachstum spielen dabei eine Rolle. Des Weiteren werden die Branchenstruktur, die Wettbewerbsintensität sowie die Branchenreife und -dynamik betrachtet. All dies gibt Aufschluss, ob das Unternehmen einer wirtschaftlich starken Branche angehört und welche Position es innerhalb der Branche einnimmt.
Makroökonomie
Auch die Makroökonomie, also die gesamtwirtschaftliche Lage, spielt eine Rolle bei der Bewertung einer Aktie oder Kryptowährung. Sind die makroökonomischen Voraussetzungen eines Landes oder sogar der Weltwirtschaft schlecht, wirkt sich das auch negativ auf die Märkte aus, da Anleger in wirtschaftlich unsicheren Zeiten eher von Investition in riskantere Anlageklassen absehen. Daten, die hier von Bedeutung sind, sind beispielsweise das Wirtschaftswachstum, das BIP, die Inflationsrate, die Arbeitslosenquote, das Konsumverhalten oder auch die Export- und Importzahlen.
Zukunftsprognosen
Aus all diesen einzelnen Bereichen lassen sich wiederum Prognosen über die Zukunftsaussichten ableiten, die ebenfalls eine zentrale Rolle in der Fundamentalanalyse einnehmen. Dabei werden insbesondere die Perspektiven der Branche und des Unternehmens hinsichtlich der künftigen Gewinnerwartungen, der Wettbewerbsentwicklung, der Substitutionsmöglichkeiten sowie des Entwicklungspotentials betrachtet. Daraus lässt sich schließen, inwieweit eine Branche auch in Zukunft noch profitabel sein wird und ob das jeweilige Unternehmen seine Position beibehalten oder ausbauen kann.
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